Mittwoch, 28. Juli 2010

Kalter Krieg I


Isao Hashimoto lässt alle Atomdetonationen von 1945 bis 1998 im Zeitraffer explodieren, jede Atommacht erhält ihren Ton. Die Zündungen in der Wüste von Nevada und die Massenvernichtung in Hiroshima und Nagasaki, die "Tests" also, welche die USA zur Überprüfung ihrer neuen Waffe durchführten, werden noch gezoomt dargestellt. Dann weitet sich der Blick, die gesamte Weltkarte gerät ins Feld: Im August 1949 zündet die UdSSR die erste Bombe in Kasachstan. Damit beginnt der Kalte Krieg. Hashimotos Darstellung macht deutlich, wie sehr "die Bombe" ein Kommunikationsmittel in einem Gespräch andauerder An- und Gegendrohung war, in das sich immer mehr Nationen einschalten, und eine Symphonie der Detonationen verfallen, nie als Chor, sondern als einzelne Sprecher. Die Bombe war das effizienteste Propagandamittel des Kalten Krieges. In einem Dokument des Schweizerischen Aufklärungsdienstes "Heer und Haus" schreibt Oberst Karl Schmid zu den "Psychologischen Aspekten des totalen Krieges" wie die Atombombe, die ihre Macht in "ungeheurer Initiale an den Himmel von Hiroshima" geschrieben habe, an der "Nervenfront" unheilvolles anstelle: Es ist nicht die Wirkung der Bombe selbst, die Schmid fürchtet, sondern die Angst vor der Wirkung: "die atomaren Waffen sind, wenn es nach dem nüchternen Willen ihrer Eigentümer geht, in erster Linie psychologische Waffen; die gegenwärtige Auseinandersetzung zwischen Ost und West soll gerade nicht als technisch-atomarer Krieg entschieden werden, sondern als psychologischer Krieg."